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ihre Galione aus dem Norden wurde erst in zwei vollen Wochen erwartet. Er fand jedoch einen Seemann aus Thorabonien, der in Inquanok gewesen war und in den Onyxbrüchen jenes Dämmeriandes gearbeitet hatte; und dieser Seemann 50 sagte, im Norden des bewohnten Gebietes gäbe es freilich eine Wüste, die jedermann zu fürchten und meiden schien. Der Thorabonier meinte, daß sich besagte Wüste um den äußersten Rand der unpassierbaren Gipfel herumziehe und in das schreckliche Plateau von Leng münde, und daß dies der Grund sei, warum sich die Leute vor ihr ängstigten; wiewohl er einräumte, daß noch andere, vage Geschichten über schlimme Erscheinungen und namenlose Schildwachen existierten. Ob dies die fabelhafte Öde sein konnte, wo der unbekannte Kadath ragte, wußte er nicht; doch schiene es abwegig, daß solche Erscheinungen und Schildwachen, falls es sie wirklich gab, grundlos stationiert wären. Am folgenden Tag schritt Carter die Straße der Säulen zum Türkistempel hinauf und sprach mit dem Hohenpriester. Obwohl man in Celephais vorzüglich Nath-Horthath verehrt, werden doch auch alle Großen in täglichen Gebeten erwähnt; und der Priester verstand sich leidlich auf ihre Launen. Wie Atal im fernen Ulthar, riet auch er eindringlich von jedem Versuch ab, sie aufzusuchen; und erklärte, sie seien eigensinnig und kapriziös und unterstünden dem sonderbaren Schutz der Anderen Götter des Außenraumes, deren Seele und Bote das kriechende Chaos Nyarlathotep ist. Ihr eifersüchtiges Verbergen der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang zeige deutlich, daß sie nicht wünschten, daß Carter dorthin gelangte, und es sei ungewiß, wie sie einen Gast aufnehmen würden, der mit dem Ziel kam, sie zu sehen und ihnen eine Bitte vorzutragen. In der Vergangenheit hätte kein Mensch den Kadath gefunden, und es mochte sich als ebenso gut erweisen, wenn ihn auch in Zukunft keiner fand. Solche Gerüchte wie sie über das Onyxschloß der Großen erzählt würden, klängen in keinster Weise ermutigend. Als er sich bei dem orchideengekrönten Hohenpriester bedankt hatte, verließ Carter den Tempel und begab sich zum Bazar der Schafschlachter, wo der alte Anführer von Celephais Katzen zufrieden lebte. Das graue und würdige Wesen sonnte sich auf dem Onyxpflaster und streckte entspannt eine Pfote aus, als sein Besucher näher trat. Doch indem Carter die Losungsworte und Empfehlungen wiederholte, die ihm der alte Katzengeneral in Ulthar mitgegeben hatte, wurde der pelzige Patriarch sehr herzlich und gesprächig und erzählte viel von den geheimen Kenntnissen, welche die Katzen auf den seewärts liegenden Hügeln Ooth-Nargais besaßen. Das beste war, daß er manches von dem wiederholte, was ihm die scheuen, am Wasser lebenden Katzen von Celephais heimlich über die Männer aus Inquanok anvertraut hatten, deren dunkle Schilfe keine Katze betreten will. Es scheint, daß diese Männer eine Aura umgibt, die nicht von der Erde stammt, obgleich dies nicht der Grund ist, warum keine Katze auf ihren Schiffen segeln mag. Der Grund hierfür liegt darin, daß Inquanok Schatten beherbergt, die keine Katze ertragen kann, und deshalb erklingt in dem ganzen kalten, zwielichtigen Reich auch nie ein freundliches Schnurren oder vertrautes Miau. Ob es von Dingen herrührt, die über die unpassierbaren Gipfel vom hypothetischen Leng herübergeweht werden, oder von Dingen, die durch die eisige Wüste im Norden einsickern, vermag niemand zu sagen; aber es bleibt die Tatsache, daß über diesem fernen Land ein Hauch des äußeren Raumes schwebt, den Katzen nicht mögen, und für den sie empfänglicher sind als die Menschen. Deshalb wollen sie nicht an Bord der dunklen Schiffe, die nach den 51 Basaltkais von Inquanok segeln. Der alte Anführer der Katzen sagte ihm auch, wo sein Freund König Kuranes zu finden war, der in Carters letzten Träumen abwechselnd im rosenkristallenen Palast der siebzig Wonnen zu Celephais und im türmchenbesetzten Wolkenschloß des himmelschwebenden Serannian regiert hatte. Es schien, daß,er an diesen Orten keine Zufriedenheit mehr zu finden vermochte, sondern eine tiefe Sehnsucht nach den englischen Klippen und Dünenländem seiner Kindheit empfand; wo in kleinen, verträumten Städtchen abends hinter Gitterfenstern Englands alte Lieder schweben, und wo graue Kirchtürme anmutig durch das Grün ferner Täler lugen. In der wachen Welt konnte er zu diesen Dingen nicht zurück, denn sein Körper war tot; aber er hatte das Zweitbeste getan, und sich einen schmalen Landstrich einer solchen Gegend erträumt, östlich der Stadt, wo sich von den Meeresklippen bis zum Fuß der Tanarischen Berge hübsche Wiesen entrollten. Dort lebte er in einem grauen, gotischen Herrenhaus aus Stein, das die See überschaute, und versuchte sich vorzustellen, es sei das alte Trevor Towers, wo er geboren wurde und wo dreizehn Generationen seiner Vorväter das Licht der Welt erblickt hatten. Und an der nahen Küste hatte er eines der kleinen Fischerdörfchen Comwalls mit steilen Pflastergassen entstehen lassen, solche Leute hineingesetzt, die die englischsten Gesichter trugen und immer wieder versucht, ihnen den liebevoll erinnerten Akzent alter Comwallfischer beizubringen. Und in einem nicht weit entfernten Tal hatte er eine große normannische Abtei errichtet, deren Turm er von seinem Fenster aus sehen konnte, und um ihn herum plazierte er im Kirchhof graue Steine mit den eingehauenen Namen seiner Vorfahren darauf und einem Moos, das ein wenig dem Moos des alten England glich. Denn obwohl Kuranes ein Monarch im Land des Traumes war, dem alles Erdenkliche an Pomp und Wunder, Pracht und Schönheit, Ekstase und Wonne, Neuheit und Aufregung zu Gebote stand, würde er doch glücklich all seiner Macht, seines Luxus und seiner Freiheit auf immer entsagt haben, für einen gesegneten Tag als einfacher Junge in diesem reinen und stillen England, diesem alten, geliebten England, das sein Wesen geformt hatte und von dem er auf ewig ein unwandelbarer Teil bleiben mußte. Als sich Carter von dem alten, grauen Anführer der Katzen verabschiedet hatte, suchte er folglich nicht den Terrassenpalast aus Rosenkristall auf, sondern schritt zum Osttor hinaus und durch die mit Maßliebchen übersäten Felder auf einen spitzen Giebel zu, den er zwischen den Eichen eines Parks erspähte, der bis zu den Klippen am Meer reichte. Bald kam er zu einer großen Hecke und einem Tor mit Backsteinpförtnerhäuschen, und als er die Glocke zog, humpelte zum Öffnen kein befrackter und geschniegelter Lakai herzu, sondern ein kleiner, stämmiger alter Mann im Kittel, der sich so gut er konnte in den wunderlichen Lauten des fernen Cornwall versuchte. Und Carter ging den schattigen Pfad unter Bäumen hinauf, die so weit als möglich Englands Bäumen glichen, und erkletterte Terrassen zwischen Gärten, die wie zur Zeit Queen Armes angelegt waren. An der Tür, flankiert von Steinkatzen im alten Stil, wurde er von einem backenbärtigen Butler in gemäßer Livree empfangen und sogleich in die Bibliothek geleitet, wo Kuranes, Lord von Ooth-Nargai und dem Himmel um Serannian, schwermütig in einem Stuhl am Fenster saß, auf sein kleines Küstendörfchen schaute und sich wünschte, sein altes Kindermädchen würde hereinkommen und ihn ausschelten, weil er für dies verhaßte Rasenfest beim Vikar nicht fertig war, wo doch die Kutsche schon wartete und seine Mutter 52 schier die Beherrschung verlor. Kuranes, in einen Schlafrock solchen Zuschnitts gekleidet, wie ihn die Londoner Schneider in seiner Jugend favorisierten, erhob sich rasch, um seinen Gast zu begrüßen; denn der Anblick eines Angelsachsen aus der wachen Welt war ihm sehr lieb, selbst wenn dieser aus Boston, Massachusetts, anstatt aus Cornwall kam. Und lange sprachen sie von alten Zeiten und hatten sich viel zu sagen, denn beide waren alte Träumer und wohlvertraut mit den Wundem unglaublicher Orte. Kuranes war wirklich jenseits der Sterne, draußen in der Ultimaten Leere gewesen, und er galt für den einzigen, der jemals bei Verstand von einer solchen Reise zurückgekehrt war.
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