Podobne

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Mats starrte auf die Zeitung, die er zusammengeknülit in den Händen
hielt. Die vier Apokalyptischen Reiter waren noch nicht einmal vereint,
und der Krieg hatte trotzdem schon begonnen. »Hel hat recht, wir
müssen auf der Stelle zum alten Konrad.« Er hob den Kopf und sah seine
beiden Freunde an. »Ich habe wegen des Goldenen Schlüssels ein ganz
mieses Gefühl.«
Das Taxi wartete bereits vor dem Greifenhall. Hinter dem Steuer saß ein
lächelnder Inder, der einen meerblauen Turban und einen vornehm ges-
tutzten Bart trug, was ihn wie einen Maharadscha aussehen ließ.
»He, Farid«, grüßte Lucy und kletterte auf die Rückbank. »Schön,
dich zu sehen!«
Mats folgte ihr mit seinem Rucksack nach.
»Wo habt ihr denn den Winzling mit der großen Klappe gelassen?«,
fragte Farid mit einem Blick in den Rückspiegel.
»Nicht frech werden«, schimpfte es aus dem Rucksack.
Farid zwinkerte Mats und Lucy zu. Er war nicht nur ein Freund, son-
dern auch ein Verbündeter, der über die Fabelwesen und ihre geheime
Stadt Bescheid wusste. Das einzig Gewöhnungsbedürftige an Farid war
sein Fahrstil, bei dem sich Mats' Magen regelmäßig von innen nach
außen stülpte.
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»Was ist so dringend, dass es nicht warten konnte?«, fragte er. »Es ist
doch nichts passiert, oder?«
»Noch nicht«, sagte Mats. »Aber ich fürchte, es wird.«
»Dann lasst uns keine Zeit verlieren!« Farid trat das Gaspedal durch,
und das Taxi schoss hinaus auf die dicht befahrene Hauptstraße. Mehr-
ere Autofahrer hupten, was Farid mit einem Achselzucken quittierte.
»Ach ja, wo soll es überhaupt hingehen?«
Lucy lachte. »Ich dachte, du würdest nie fragen. Zum alten Konrad.«
»Oh, na dann.« Farid riss das Lenkrad rum. Erneut wurde kräftig ge-
hupt. Doch der Inder lachte bloß, schaltete den Gang hoch und jagte im
Slalom durch den Verkehr der Berliner Innenstadt. Mats war sich ziem-
lich sicher, dass Magie dafür verantwortlich war, dass Farid bis jetzt
noch nie einen Unfall verursacht hatte. Irgendein Schutzzauber.
Der Buchladen von Konrad Abendrot lag im Stadtteil Marzahn, wo
vor über tausend Jahren der erste Bezwinger der Dämonen dem Anführ-
er Morczane den Kopf abgeschlagen hatte. Seitdem litt diese Gegend
unter der Heimsuchung von Tunnelkriechern, Ghulen, Knochenschlür-
fern und anderen unerfreulichen Schattengängern, die von Dämonenblut
angezogen wurden.
Sie waren nicht mehr weit von der kleinen Sackgasse entfernt, in der
sich der Laden des alten Konrads verbarg, als es plötzlich eine Explosion
gab. Farid trat so heftig auf die Bremse, dass Mats und Lucy nach vorne
flogen. Zum Glück waren sie angeschnallt. Tic quiekte entsetzt auf, als
der Rucksack in den Fußbereich rutschte. Als das Taxi endlich zum
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Stehen kam, presste sich die Tür, an der Mats saß, gegen einen am
Straßenrand parkenden Lkw.
Mats richtete sich auf. Sein Herz raste. »Alles okay?« Er berührte
Lucy an der Schulter. Sie war bleich, gespenstisch bleich.
»Nur ein kleiner Schreck«, murmelte sie und schob Ihr Haar aus dem
Gesicht.
»Und was ist mit dir, Kumpel?« Mats fischte den Rucksack aus dem
Fußbereich und öffnete ihn.
Tic kroch auf allen vieren heraus. »Ich hatte schon bessere Tage.«
»Bei mir Ist auch alles klar«, meldete sich Farid vom Fahrersitz her.
»Gut«, sagte Mats erleichtert. »Sehr gut!« Er löste den Sicherheits-
gurt, um einen besseren Blick durch die Windschutzscheibe zu haben.
Ein paar Blocks weiter stiegen Rauchschwaden in den blauen Vormittag-
shimmel auf.
»Konrad«, keuchte Mats und kletterte über Lucy hinweg. Sobald er
aus dem Taxi war, rannte er auch schon los. Als er den Eingang der
Sackgasse erreichte, stoppte er. Dort, wo sich einmal der Bücherladen
befunden hatte, stand jetzt nur noch eine Ruine. Rauch stieg daraus auf
und überall in der Gasse, die nach Feuerwerk und Grillkohle roch, flat-
terten Papierfetzen wie schwarze Motten.
»Bei der Königin der grünen Lande!« Tic, immer noch ein wenig
mitgenommen von ihrem Beinaheunfall, trudelte an ihm vorbei.
»Das ist... das ist...« Er brach ab und drehte bei, um sich auf Mats'
Schulter niederzulassen. Violette Tränen rannen über sein Gesicht.
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Mats schluckte gegen den Kloß an, der sich beim Anblick des Trüm-
merhaufens in seiner Kehle gebildet hatte. Was für ein Wahnsinn! Lang-
sam ging er auf den zerstörten Buchladen zu. Er hatte sich nie wirklich
Gedanken um Konrads Sicherheit gemacht. Was sollte einem Geist
schon groß zustoßen? Ein zweites Mal konnte man ihn ja wohl schlecht
umbringen. Aber wozu dann die Explosion? Vlad - Mats hatte keinen
Zweifel, dass er dahintersteckte - musste sich irgendwas davon erhoffen.
Schritte näherten sich ihm.
Mats brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Lucy
war. »Wir müssen nach dem Goldenen Schlüssel suchen«, sagte er,
nachdem sie zu ihm aufgeholt hatte. »Und vielleicht ...« Er zögerte. »Vi-
elleicht ist ja alles nur halb so wild.«
»Ganz bestimmt«, schniefte Tic. »Der alte Konrad ist zäh. So schnell
haut den nichts um.«
Die kleine Gruppe betrat die Ruine. Der Rauch, der noch immer von
vielen Stellen aufstieg, brannte ihnen in den Augen und kratzte in ihren
Kehlen. Aber davon ließen sie sich nicht aufhalten.
Mats erklomm einen Schutthaufen und betrachtete blinzelnd das Aus-
maß der Zerstörung. Kein einziges Regal stand mehr. Nur hier und dort
guckte ein zerfleddertes Buch zwischen Holztrümmern hervor. Die
meisten waren jedoch der Hitze der Explosion zum Opfer gefallen. All
die alten und kostbaren Geschichten würden jetzt für immer in Ver-
gessenheit geraten.
»Wir sollten uns beeilen«, sagte Lucy.
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Sie hatte recht. Schon bald würde die Feuerwehr auftauchen. Viel-
leicht hatten Vlads Leute sich deshalb noch nicht gezeigt. Aber das kön-
nte sich ändern, sobald sie merkten, dass Mats und seine Freunde hier
waren.
»Wir sollten uns zum hinteren Teil des Ladens Vorarbeiten, wo Kon-
rads Büro war«, schlug er vor. »Bestimmt finden wir dort auch das Arte-
fakt.« Mats schulterte den Rucksack, von dem er gerade erst gemerkt
hatte, dass er ihn schon die ganze Zeit über krampfhaft umklammerte,
und sprang von dem Schutthaufen.
»Wenn der alte Konrad hier noch irgendwo ist«, sagte Tic, »wird er in
der Nähe des Goldenen Schlüssels sein. Niemals würde er ihn kampflos
aufgeben!«
»Nein, das würde er nicht«, stimmte Lucy ihm zu. »Und wir auch
nicht!«
Mats schüttelte die Hand, mit der er sich an einem Mauerrest abgestützt
hatte. Das Gestein war immer noch heiß. Links von ihm hustete Lucy,
die vor einem kokelnden Berg Bücher stand. Mats konnte sich vorstel-
len, was gerade in ihrem Kopf vorgehen musste. Für seine Freundin war-
en Bücher wie Schätze. Ihre Zerstörung musste sie unglaublich wütend
machen.
»O, wenn ich diese Mistkerle je in die Finger bekomme«, sagte sie
prompt.
Mats kletterte über die Überreste einiger Bücherregale hinweg. Das
Holz knackte unter ihm, gab jedoch zum Glück nicht nach. »Dort
entlang«, dirigierte Tic, der nach wie vor auf seiner Schulter saß.
»Bist du sicher?« Mats hob die Hand vor die Augen, um sie gegen
den Rauch abzuschirmen. »Alles sieht so anders aus.«
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»Ich war öfter hier als du. Ich weiß, wo es langgeht.« Doch plötzlich [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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